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Roman Güttinger sammelt schon seit jungen Jahren Filmrequisiten, Nachbildungen und Originale. (Bild: SAG)

Mit Aliens unter einem Dach

Von: Christian Saggese

25. April 2024

Über 50 Aussteller laden am kommenden Sonntag im Volkshaus zur 33. Film- und Comicbörse ein. Mit dabei: der Zürcher Roman Güttinger, Besitzer von Europas grösster Filmrequisitensammlung. 

Filmfans erleben in einer unauffälligen Lagerhalle in Zürich-Altstetten ähnliche Glücksgefühle wie Kinder in Disneyland. Am Eingang wird man von E.T. und Hellboy begrüsst, einige Schritte weiter scheinen Boba Fett und Jack Sparrow auf ihren Einsatz zu warten, und im hinteren Teil des Raumes haben es sich Jason Voorhees aus den «Freitag der 13.»-Filmen sowie der Terminator bequem gemacht. Alle in Lebensgrösse und umgeben von tausenden weiteren Filmrequisiten. Viele der Requisiten sind Nachbildungen, es hat aber auch so manche Originalstücke dabei, erzählt Roman Güttinger, dem diese Schätze der Filmwelt gehören. Nebst jener Halle in Alt­stetten hat der 53-Jährige drei weitere Lagerräume, sie alle sind gefüllt mit Erinnerungen an eine Zeit, als das Filmequipment noch von Hand gebaut wurde und nicht wie heute oft aus dem Computer stammt.

Am kommenden Sonntag, 28. April, ist Roman Güttinger mit einem ganz, ganz kleinen Teil seiner eindrücklichen Sammlung bei der Film- und Comicbörse im Volkshaus vertreten (siehe Box). Künftig sollen seine Schmuckstücke zudem in einem eigenen Museum ausgestellt werden, so lautet zumindest seine Vision. Doch dazu später mehr.

 

 

Film- und Comicbörse
Ein Paradies für Filmfreunde, Comicliebhaber und Sammler: Am Sonntag, 28. April, laden über 50 Aussteller, u.a. Roman Güttinger, im Volkshaus Zürich zur 33. Film- und Comicbörse ein. Zu kaufen: Filmplakate, Spielwaren, Star-Autogramme, DVD / Blu-Rays, Comics und viele Originale und Replika-Filmrequisiten.  Der Eintritt kostet 5 Franken (für Kinder bis 12 Jahren gratis), Dauer: 10 bis 17 Uhr.


Los ging es mit Star Wars

Zuerst ein Blick zurück. Es war der Sci-Fi-Klassiker «Star Wars», der Roman Güttingers Faszination für das Filmschaffen so richtig weckte. Zwar war Klein Roman damals noch zu jung, um sich den «Krieg der Sterne» im Kino anzuschauen. «Doch ich habe Bilder davon gesehen, und die imposanten Bauten und Kostüme haben mich nachhaltig beeindruckt. Schon bald besass ich meine ersten Spielfiguren – und mein Sammlertrieb wurde geweckt.»

Heute besitzt Roman Güttinger die grösste Filmrequisiten-Sammlung Europas. Grösstenteils sind es Figuren, Kleider und weitere Utensilien aus Horror-, Fantasy- und Sci-Fi-Filmen. Er besitzt aber auch Erinnerungsstücke aus dem Mainstreamkino, wie ein Kleid von Kate Winslet aus «Titanic», das Batman-­Emblem aus «Batman Forever» oder die Rennschuhe, mit welchen Forrest Gump die Welt umrundete.
Ein Filmwesen hat es ihm besonders angetan: der Xenomorph, besser bekannt als das «Alien» aus dem gleichnamigen Klassiker von Ridley Scott. Designt wurde dieses Monster vom Schweizer HR Giger, der dafür einen Oscar erhielt. Roman Güttinger wollte den Special-Effect-König unbedingt kennenlernen. Mit 18 Jahren begleitete er daher frech einen befreundeten Journalisten, der Giger in dessen Wohnung in Zürich-Oerlikon interviewen durfte. Der Fan und die Hollywoodgrösse verstanden sich auf Anhieb, und mit der Zeit entwickelte sich eine Freundschaft, die über 20 Jahre bis zu HR Gigers Tod im Jahr 2014 hielt. Sie ergänzten sich hervorragend, so Güttinger: «Der introvertierte HR Giger lebte sein Genie am liebsten in den eigenen vier Wänden aus, während ich ihn als kommunikativer Mensch öfters nach aussen hin vertreten habe und auch Talente vermitteln konnte, die später an seinen Filmproduktionen mitgearbeitet haben.»

Während die Schweizer ihren Oscar-Gewinner immer etwas misstrauisch beäugten, «wurde Giger im Ausland wie ein Superstar gefeiert», weiss Güttinger. Durch diese Freundschaft öffneten sich für den Sammler immer mehr Türen in der Filmindustrie – und somit auch der Zugang zu originalen Filmrequisiten. Womit wir zur Frage kommen, wie es denn möglich ist, an solche Exklusivitäten zu gelangen? «Früher war es nicht unüblich, dass Mitarbeitende nach Drehschluss Filmrequisiten mit nach Hause nahmen. Oder die Teile wurden in den Müll geschmissen und dort von neugierigen Fans herausgekramt.» Mit der Zeit entwickelte sich dafür ein Markt. Letztlich ginge es Roman Güttinger aber gar nicht darum, möglichst viele Originale zu besitzen. «Wichtig ist, dass die Replika authentisch aussehen.» Oder einen emotionalen Wert für ihn haben. Wie eine R2-D2-Figur, die er einst in einem Überraschungsei fand und nie verkaufen würde.

Museum geplant

Welchen Wert seine Sammlung hat, kann Roman Güttinger nicht beziffern. Generell spricht er auch nicht gerne über Finanzen, denn: «Ich bin in erster Linie ein Sammler und kein Händler.» Wenn er etwas verkauft, wie bei der Filmbörse am kommenden Sonntag, dann aus Platzgründen. Oder um eine neue Investition zu tätigen, finanziert der Mitarbeiter eines Filmverleihs sein Hobby doch seit jeher selbst. Es gilt aber jeweils auch abzuwägen, ob ein Requisit an Wert gewinnen könnte. «Ich habe beispielsweise einmal eine Nachahmung einer Alien-Königin für eine vierstellige Summe verkauft, die kurze Zeit später bereits im fünfstelligen Bereich die Runde machte!» Das sei dann ärgerlich, doch so laufe das Geschäft. Besagte Alien-Königin stehe heute übrigens bei niemand geringerem als «Herr der Ringe»-Regisseur Peter Jackson, ebenfalls ein begeisterter Sammler, weiss Roman Güttinger. Emotional hat er diesen Verkauf ebenfalls verkraftet. Der Zürcher besitzt nämlich noch eine zwölf Meter lange Alien-Königin, die tatsächlich in der Filmreihe zu sehen war.

Die Sammlung von Roman Güttinger ist nicht öffentlich zugänglich. Dies möchte er ändern. Seit längerem verfolgt er die Idee, ein Filmmuseum zu eröffnen. «Ich möchte meine Sammlung aber nicht plump ausstellen, sondern mit den Objekten die Filmgeschichte nacherzählen.» Leider fehlt ihm dafür noch die passende Lokalität. Da ein Museum auch auf Touristen angewiesen ist, müsste diese gut erreichbar sein. «Über ernstgemeinte Vorschläge, die eine langfristige Nutzung ermöglichen, freue ich mich.» Auch wer das Projekt finanziell unterstützen vermag, ist willkommen.
Wer einen Eindruck von Roman Güttinger und seiner Sammlung erhalten will, hat die Chance am kommenden Sonntag im Volkshaus – oder er informiert sich über seine Facebookseite Movieprops, wo auch immer wieder Requisiten zum Verkauf angeboten werden.

Weitere Informationen:

www.facebook.com/movieprops.ch

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